Im Jahr 2016 glaubte ich noch immer an meine Idealvorstellung einer Capsule Wardrobe, obwohl ich beim Blick in meinen Kleiderschrank nicht viele Kombinationsmöglichkeiten sah.
Ich hatte mich in diese typischen Capsule-Wardrobe-Collagen verliebt, die es bei Pinterest zuhauf gibt: 33 Teile, perfekt fotografiert, ästhetisch zu einer vielseitig kombinierbaren Capsule Wardrobe kuratiert. Am besten ‚French‘ mit Streifen oder ‚Scandinavian‘ mit viel Beige – ein Augenschmaus in neutralen Farben!

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Nur: Meine Realität sah anders aus. Denn, ich mag auch farbige Sachen. Und: Beige mag ich zwar, aber zu viel davon macht mich blass. Ich versuchte eine Capsule zu kreieren, die alles kann:
- sie sollte so clean und edel wie auf den Collagen wirken
- gleichzeitig auch farbige Teile enthalten
- mehr als 33 Teile durften es nicht werden
- meine vorhandene Kleidung sollte mit den neuen selbst genähten perfekt harmonieren
- ich wollte möglichst alle Tipps aus allen Quellen beherzigen, die ich konsumierte (Bücher, YouTube, Blogs, Pinterest)

Mit jedem Teil, das ich meiner Garderobe hinzufügte oder auch wegnahm, schien ich dem perfekten Endziel auch nach 2 Jahren nicht deutlich näher zu kommen.
Irgendwann habe ich dann verstanden, dass ich mit dem falschen Capsule Wardrobe Mindset unterwegs war. Es geht im Grunde nicht um das Erreichen eines finalen Zustands. Den gibt es alleine deswegen schon nicht, weil ich mich immer wieder verändere – innerlich wie äußerlich.
Als ich stattdessen begann, mich in den Prozess zu verlieben, fand ich auf einmal mehr Freude an meiner Garderobe. Ich akzeptierte, dass meine Garderobe ein “Work in Progress” bleibt, weil ich als Mensch auch nie “fertig” sein werde.
Wie enttäuschend wäre es gewesen, die perfekte Capsule anzustreben – nur um festzustellen, dass ich ihr längst entwachsen bin?
Nichts gegen ein starkes Ziel, aber wie so oft hilft es, Freude am Prozess zu finden. Sonst gibt man schnell auf. Und ab und zu mache ich immer noch gerne eine Collage für meine Garderobe. Ich beginne immer mit den Teilen, die ich schon habe und überlege mir dann, welche Teile diese noch ergänzen könnten.
Ich gehe dabei also nicht mehr von den Collagen anderer Menschen aus, sondern starte bei mir selbst. Viel wirkungsvoller!
In die Capsule Wardrobe rein- und rauszoomen können
Bevor ich mich mit dem Thema Capsule Wardrobe beschäftigt habe, lag mein Fokus immer auf einzelnen Teilen. Ich habe einzelne Kleidungsstücke geshoppt oder auch genäht, ohne mir Gedanken über die Kombinationsmöglichkeiten mit den bereits vorhandenen zu machen. Während meiner ersten Capsule Wardrobe Phase lag mein Fokus dann (zu) sehr auf der Gesamtheit meiner Garderobe, weil ich sie nur noch wie eine Pinterest-Collage gesehen habe.
Es brauchte in dem Moment wieder einen Schritt zurück. Weder Fokus auf Einzelteile, noch auf das Big Picture, sondern auf die einzelnen tragbaren Outfits. Denn die Outfits, die ich tagtäglich aus meiner Garderobe zusammenstellen kann, bestimmen die Qualität des ganzen Projekts.
Teil des Mindsets ist also, sich rein- und rauszoomen zu können. Sowohl Einzelteile, komplette Outfits, aber auch die Gesamtheit der Garderobe sehen und bewerten zu können.
Das Klingt kompliziert? Ist es im Grunde nicht, sondern nur eine Frage der Perspektive.
Stell es dir so vor, als würdest du dich in ein digitales Foto reinzoomen. Irgendwann siehst du nur noch Pixel. Bei einer sehr detaillierten Aufgabe kann das wichtig sein. Jedoch verliert man dabei schnell das Big Picture aus den Augen.
5 Schritte zur alltagstauglichen Capsule Wardrobe
Ich mag es pragmatisch. Deswegen findest du hier die 5 Schritte, die mir dabei geholfen haben, eine alltagstaugliche Capsule Wardrobe aufzubauen:
- Ich hänge alle Kleidungsstücke, die ich in einer Saison tragen möchte, auf Bügel. Nein, keine Unterwäsche. Und ja, auch Strickpullis oder -jacken. So sehe ich auf einen Blick, was ich jetzt sofort tragen kann und erhalte auch schneller Kombinationsideen. Ich habe die Möglichkeiten direkt vor Augen.
- Ich entferne Teile, die ich mehrfach habe, aus diesem Schrank. Brauche ich 5 dunkelblaue Longsleeves oder reichen ein oder zwei in dieser Saison? Die anderen bilden mein Ersatzteillager in einem anderen Schrank/Regal.
- Ich kenne meine besten Farben und verwende diese als Grundpfeiler für meine Garderobe. Diese Farben mag ich und sie stehen mir. Das sind Teile, die ich dadurchlange tragen werde. Ein Farbkonzept erleichtert mir das Kombinieren.
- Meine Accessoires und Schmuck sind im Schrank oder Schranknähe griffbereit. Auch das erleichtert mir die Übersicht. Alle wichtigen Elemente eines Outfits im Überblick zu haben, macht das Kombinations-Leben wirklich leichter. Wie schnell hat man sonst vergessen, ein Outfit abzurunden?
- Alles, was nicht (mehr) passt kommt raus. Muss ja nicht gleich in den Altkleidersack, aber auf jeden Fall außer Sichtweite meiner Capsule Wardrobe. Ich will nur Kleidung sehen, die ich jetzt sofort tragen kann.
Meine Garderobe ist ein flexibles System und kein starres Konstrukt. Sie darf sich mit mir entwickeln und sich dem Flow des Lebens anpassen.
Außerdem will ich im Hier und Jetzt schöne Outfits tragen. Nicht erst in 2 Jahren, wenn meine Garderobe (vielleicht) wie eine Pinterest-Collage aussieht.
Es macht also weder Sinn, nostalgisch irgendwelchen Teilen hinterher zu weinen, in die ich mal reingepasst habe, noch auf einen “erst-wenn-ich-Zustand” zu warten. Du weißt schon:
- erst wenn ich abgenommen habe
- erst wenn ich selbstbewusster bin
- erst wenn ich…
Äußere Ordnung bringt innere Ordnung.
Fragst du dich: “Wie kann ich jetzt in diesem Moment zufriedener mit meiner Garderobe sein?”
Oft hilft es, einfach mal aufzuräumen. Vielleicht entdeckst du dabei sogar ein nie getragenes Teil, das du aktivieren kannst. Statistisch gesehen werden 17% aller Teile in deutschen Kleiderschränken nie oder so gut wie nie getragen! Krass, oder? Diese Zahl hat Greenpeace 2022 erhoben. Ich vermute mal, dass sich daran noch nicht so viel geändert haben wird.
Quelle: Greenpeace Report
Eine Capsule Wardrobe ist ein Prozess – keine Perfektion
Die größte Veränderung in meiner Garderobe kam nicht durch das perfekte Teil oder eine neue Regel – sondern durch mein neues Capsule Wardrobe Mindset.
Ich erkannte, dass meine Capsule Wardrobe kein Endziel ist, sondern ein System, das mit mir wächst. Statt mich an einer idealisierten Collage zu messen, begann ich, meinen eigenen Weg zu finden – mit Kleidung, die für mich funktioniert, mich jetzt unterstützt und mir Freude macht.
Vielleicht geht es dir genauso. Vielleicht suchst du nach dieser einen perfekten Lösung – doch was, wenn es nicht um die perfekte Garderobe geht, sondern um eine, die dich in deinem Leben jetzt begleitet?
Die Realität ist: Dein Stil verändert sich. Dein Leben verändert sich. Deine Garderobe darf sich mitentwickeln.
Also, anstatt darauf zu warten, dass dein Kleiderschrank irgendwann „perfekt“ ist – frag dich lieber:
👉 Wie kann ich meine Garderobe schon heute nutzen, um mich wohlzufühlen?
Es ist nicht das nächste perfekte Teil, das dir den Durchbruch bringt – sondern dein Blick auf das, was du bereits hast.
Du hast Lust auf eine Capsule Wardrobe?
Melde dich jetzt unverbindlich für die Warteliste für den kommenden Capsule Wardrobe Kurs für den Frühling 2025 an!